Wild jagen sie sich die Baumstämme hoch bis in die Wipfel oder springen in bis zu fünf Meter weiten Sätzen von Baum zu Baum: Eichhörnchen sind wahre Akrobaten und Entertainer. Gern schaut man ihnen dabei zu.
In Deutschland gehören Eichhörnchen zu den geschützten Wildtieren und dürfen weder verletzt und gejagt noch getötet werden. Auch ist es verboten, Eichhörnchen aus ihrer natürlichen Umgebung herauszunehmen. Dies ist nur erlaubt, wenn ein Tier sich nicht selbst helfen kann, und nur für den Zeitraum, bis es sich wieder selbstständig in der Natur zurechtfindet (Bundes Naturschutz Gesetz § 44 und 45). Dies gilt übrigens auch für Igel.
Eigentlich sind Eichhörnchen Einzelgänger und finden sich nur zur Paarungszeit zusammen. Auch zählen sie zu den „Kulturfolgern“ und halten sich daher gern in der Nähe des Menschen auf. Zu ihren natürlichen Feinden gehören Raubvögel, Baummarder und der Mensch, der durch Abholzung den Lebensraum der putzigen Tiere erheblich einschränkt. Immer wieder verunglücken kleine Eichkätzchen, wenn Bäume durch Rodung zu weit auseinanderstehen, wenn ihre Koben (Nester) zerstört worden sind oder sie von fallenden Bäumen zerquetscht werden.
Die ersten Nachwuchs-Eichhörnchen kommen bereits im Januar zur Welt und werden daher oft Opfer von winterlichen Baum-Fäll-Arbeiten. Die Jungen werden nach einer Tragezeit von vier Wochen nackt und blind geboren und circa zwei Monate im Nest versorgt, bevor sie dieses zum ersten Mal verlassen. Sie bleiben aber noch zwei weitere Monate im Familienverbund. Mit circa zwölf Monaten werden sie geschlechtsreif. Nur etwa 25 bis 50 Prozent der Jungtiere überleben das erste Jahr.
In der Aufzuchtzeit kann man Eichhörnchen zusätzlich mit Futter unterstützen. Als Nahrung geeignet sind Wal- und Haselnüsse, Sonnenblumenkerne, Äpfel und Bucheckern sowie im Winter zudem als besondere Leckerei Maronen (ohne Schimmel). Im Winter ist außerdem der Bedarf der Tiere an frischem Wasser groß (bitte Regentonnen oder andere tiefere Wasserbehälter daher ganzjährig abdecken oder mit einer „Rettungslatte“ oder einem „Rettungsstab/-stamm“ versehen, damit das Eichhörnchen gegebenenfalls hinausklettern kann).
Sollten Sie ein heruntergefallenes Nest mit jungen Eichhörnchen finden, schauen Sie bitte nach, ob die Tierchen verletzt sind. Anfassen ist dabei in Ordnung, die Hörnchen-Mutter nimmt die Tiere trotzdem wieder an. Allerdings werden verletzte Tiere oder auch stark unterkühlte Tiere von der Mutter nicht mehr angenommen. Unverletzte Jungtiere legen Sie am besten wieder zurück in das Nest, welches dann auch am Fundort liegen bleiben kann. Zum Aufwärmen oder Warmhalten der Jungtiere kann eine Wärmflasche unter das Nest gelegt werden. Ist das Nest zerstört oder ist nur ein einzelnes Jungtier herausgefallen, kann man aus einem Handtuch ein provisorisches Nest formen. Fast immer kommt das Muttertier zurück, um sich weiter um den Nachwuchs zu kümmern beziehungsweise diesen in ein neues Nest zu transportieren. Schauen Sie auch nach, ob sich noch weitere Jungtiere in der näheren Umgebung befinden. Ein Wurf besteht aus bis zu sechs Jungtieren. Es empfiehlt sich, das Nest aus der Distanz zu beobachten, um zu sehen, ob die Mutter tatsächlich wieder erscheint (dies kann schon mal ein paar Stunden dauern), beziehungsweise um zu verhindern, dass sich Nesträuber wie Krähen, Elstern, Katzen oder Hunde nähern.
Haben Sie ein verletztes Tier gefunden, legen Sie dieses am besten in einen (kleinen) Karton oder Korb, den Sie zuvor mit einem weichen Handtuch und, falls vorhanden, einem weichen Fleece-Tuch auslegen. Die Kleinen fühlen sich eher in engen Behausungen wohl. Zum Warmhalten können eine Wärmflasche, ein Handwärmer oder ein erwärmtes Kirschkernkissen unten in das Behältnis gelegt werden, ohne dass das Tier einen direkten Körperkontakt damit hat.
VORSICHT: Bitte legen Sie niemals die Tiere unter ein Rotlicht!! Halten Sie alle Aufregungen oder Lärm von dem gefundenen Tier fern. Es wird unter Schock stehen und ist geschwächt und/oder dehydriert. Oft brauchen die Tiere Flüssigkeit. Sind nicht sofort ein Arzt, ein Tierheim oder eine Eichhörnchenhilfe zur Stelle, kann man dem Tier vorsichtig mit einer kleinen Pipette langsam und tropfenweise eine Mischung aus 200 Milliliter abgekochtem Wasser oder Fencheltee (abgekühlt) mit einem Teelöffel Traubenzucker oder Honig und einer kleinen Prise Salz einflößen. Das kleine Hörnchen sollte dabei auf dem Bauch liegen, da ansonsten die Gefahr besteht, dass die Flüssigkeit in die Lunge gelangt. Diese Prozedur ist in Abständen von 30 bis 60 Minuten zu wiederholen. Nach der Eingabe von Flüssigkeit muss der Mensch auch die Aufgabe der Tiermutter übernehmen, das Urinieren zu stimulieren (bis zum Alter von sieben Wochen können die Babys dies nicht selbstständig). Dazu das Jungtier vorsichtig auf der Hand auf den Rücken drehen und sanft, ohne Druck über das Geschlechtsteil des Tieres streichen. Dies bedarf oft einer längeren Zeit.
Immer wieder hört man auch von Vorfällen, wo Eichhörnchen aktiv Hilfe bei Menschen suchen, indem sie dem Zweibeiner hinterherlaufen oder sogar an ihm hochklettern. Experten empfehlen, eigenständige Maßnahmen nur als absolute Notfall-Ersthilfe durchzuführen und das Tier schnellstmöglich an ein Tierheim, einen Tierarzt oder eine Eichhörnchenhilfe zu übergeben, denn schnell ist etwas falsch gemacht. Auch bei einem Eichhörnchen handelt es sich um ein Wildtier, das wieder ausgewildert werden muss und nicht länger als nötig beim Menschen verbleiben sollte. Unser Straßenverkehr stellt eine große Gefahr für unsere Hörnchen dar. Gerade in Zeiten der Partnersuche oder beim Vorratsanlegen überqueren die Tiere vermehrt die Straßen. Seit einigen Jahren gibt es in verschiedenen Städten eine „Luftbrücke“ für die Tiere. Ein dickes Seil wird in mehreren Metern Höhe von Baum zu Baum über eine stark befahrene Straße gespannt. Bisher wurden diese Eichhörnchen-Seile von den Tieren gut angenommen und haben vielen das Leben gerettet. Der Schwanz des Eichhörnchens dient dazu, das Gleichgewicht beim Springen und Klettern zu halten – aber auch als Steuerruder und zur Kommunikation zwischen Artgenossen. Praktischerweise wird er im Winter zudem als Decke benutzt, da das Eichhörnchen sich darin einwickeln kann.
Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf. Um die karge Winterzeit zu überleben, legen sie den Sommer über Vorräte an und vergraben zum Beispiel Nüsse und Samen. Nicht alle Vorräte werden im Winter wiedergefunden und beginnen dann im Frühjahr zu keimen. Somit kommt den Eichhörnchen auch noch eine ökologisch wichtige Aufgabe beim Waldaufbau zu.
Bei einer geschlossenen Schneedecke oder gefrorenen Böden können die Hörnchen ihre Vorräte nicht erreichen und benötigen menschliche Hilfe. Häufig sieht man sie dann an den Vogelfutterhäuschen. Aber nicht nur Nüsse aller Art und Samen (wie Fichtensamen und Kiefernzapfensamen) gehören zu ihrer Nahrung. Eigentlich sind Eichhörnchen Allesfresser und verzehren auch Früchte (Sonnenblumenkerne, Eicheln und vor allem Bucheckern), Beeren, Pilze, junge Triebe und Obst. Auch vor Vogelnestern machen sie nicht Halt und verspeisen Eier und Jungvögel. Wer möchte, kann Eichhörnchen ganzjährig füttern. Besonders geeignet sind Hasel- und Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Karottenstückchen, ungezuckerter Zwieback, Apfelstücke, Weintrauben Kiwi, Wassermelone (im Sommer) und natürlich frisches Wasser.
Bäume, welche die Hauptnahrungsquelle der Eichhörnchen darstellen, benötigen oft Jahrzehnte, bis sie die Blühreife und damit die Samen- oder Zapfenproduktion erreicht haben. Bei den Walnussbäumen beträgt diese Zeit circa 15 Jahre, bei den Fichten zehn bis 40 Jahre, Kiefern benötigen 20 bis 40 Jahre, Buchen 40 bis 70 Jahre und die Eichen sogar 50 bis 80 Jahre. Daher sind Altbaumbestände in unseren Misch- und Laubwäldern unbedingt wichtig.
Weltweit gibt es circa 260 Eichhörnchen-Arten. Oft werden unsere einheimischen Eichhörnchen mit den amerikanischen Grauhörnchen verwechselt.
Auch europäische Eichhörnchen können Farbschattierungen aufweisen. Am weitesten verbreitet ist natürlich die rotbraune Färbung. Die Fellfarbe kann im Winter ins Graue übergehen. Andere Schattierungen sind Dunkelbraun und sogar ein Orangerot. Der Bauch ist aber immer weiß. Die Fellfarbe ist genetisch bedingt und richtet sich nach dem Lebensraum, daher sind zum Beispiel die in Nadelwäldern lebenden Hörnchen zur besseren Tarnung eher dunkel gefärbt. Leider werden die vermeintlichen „Eindringlinge“ dann häufig zum Schutz unserer heimischen Tiere verjagt oder sogar getötet. Bisher gibt es jedoch noch keinerlei Hinweise darauf, dass sich das amerikanische Grauhörnchen schon in Deutschland angesiedelt hat. Erkennbar ist das Grauhörnchen daran, dass es nie Ohrpuscheln hat und immer in der gleichen grau-ockerfarbenen Färbung mit weißem Bauch und mit hellen Ringen um die Augen gekennzeichnet ist. Außerdem sind Grauhörnchen deutlich größer. Sie können doppelt so groß werden wie unsere einheimischen Eichhörnchen, haben einen plumperen Körperbau und sind daher nicht so flink und behände.
Eichhörnchen-Haare, vorzugsweise vom Schwanz, werden zur Herstellung von feinen Pinseln benutzt. Vor alle Schwanzhaare werden für Rouge- und Puderpinsel sowie für Aquarellpinsel verwendet. Eichhörnchen-Felle werden in der Pelzindustrie zu Kleinteilen wie Kragen- oder Handschuhbesatz verarbeitet. Dabei sind für Fell und Haare die Begriffe Feh, Blacktail, Sobalsky und Telentka gebräuchlich.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Carola Götze für das Zur-Verfügung-Stellen einiger Fotos.